Kanalisation - Entstehung
Wenige vermuten den Ursprung der Kanalisation schon 3000 vor Christus. Doch tatsächlich entstanden damals die ersten Entwässerungskanäle. Zu Zeiten der Römer dann kam die Schwemmkanalisation zum Einsatz, die allerdings größtenteils über offenes Gerinne lief.
Das Wissen über die hygienische Bedeutung einer geordneten Abwasserentsorgung ging im frühen europäischen Mittelalter weitestgehend wieder verloren. Fäkalien und Abfälle wurden einfach auf die Straßen entsorgt. Das Leben im ständigen Schmutz und Unrat, der fehlende Abfluss des häuslichen Abwassers und die Verschmutzung des Trinkwassers durch das Abwasser führten vor allem in den Städten zu katastrophalen Lebensbedingungen. Verheerende Krankheiten waren die Folge. Immer wieder starben tausende Menschen an Typhus- und Choleraepidemien infolge der schlechten Siedlungshygiene.
Im Jahre 1739 war Wien als erste Stadt Europas vollständig kanalisiert. Ab 1842 wurde in London mit dem Bau des Kanalisation begonnen. Das erste moderne Kanalisationssystem auf dem europäischen Festland entstand ab 1856 in Hamburg.
Die dort durch verunreinigtes Trinkwasser 1892 wütende Choleraepidemie war der letzte große Ausbruch in Deutschland. Der herbeigerufene Robert Koch, Leiter des Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten, ordnete Schulschließungen an, verbot Versammlungen, brachte Verkehr und Handel in Hamburg zum Erliegen, ließ Zettel mit Verhaltensregeln und abgekochtes Wasser verteilen, richtete improvisierte Desinfektionsstellen in leerstehenden Tanzsälen, Turnhallen und Bahnhöfen ein sowie beauftragte in Eile den Bau einer Trinkwasserfiltration.
Heute sind nahezu alle Haushalte Deutschlands an die öffentliche Wasserversorgung (99 %) und Kanalisation (97 %) angeschlossen. Dank dieser Siedlungshygiene hat sich die Lebenserwartung in den letzten 100 Jahren von 40 auf über 80 Jahre verdoppelt.